Advance Organizer
Ein Advance Organizer kann am Anfang eines komplizierteren Textes oder größeren Kapitels stehen. Er bietet eine Übersicht oder Erläuterung zu den nachfolgenden Inhalten und beinhaltet Informationen, mit denen der Lernende den folgenden Stoff in einen Gesamtzusammenhang einordnen kann.
Die Inhalte des Advance Organizers sollte folgenden Kriterien genügen:
- Die Inhalte müssen auf die vorhandenen Wissenstruktur des Lernenden abgestimmt sein, damit Lernende die neu zu erlernenden Inhalte mit seinem bereits vorhandenen Wissen verknüpfen kann.
- Der Advance Organizer sollte die zu bevorstehenden Aufgaben so beschreiben, dass der Lernende auf den zu erwartenden Arbeitsaufwand schließen kann. Der Lernende kann einschätzen, ob es sich für ihn lohnt, weiterzulesen und wieviel Zeit das Lernen in etwa beanspruchen könnte. Ein Advance Organizer sol damit auch als Organisationshilfe für den Lernenden dienen.
Die zu vermittelnden Inhalte können durch die Informationen des Advance Organizer bereits vorstrukturiert umrissen werden.
Vermeidbare Fehler
Grundsätzlich sollte ein Advance Organizer nicht mit Informationen überfrachtet werden und damit unübersichtlich oder zu lang geraten. Die Literatur macht dazu eher vage Angaben wie "wenige Sätze müssen reichen"[2] oder spricht von einem einzelnen Abschnitt. Letztendlich muss sich der Verfasser auf sein "Augenmaß" verlassen und selbst einschätzen, ab wann der Advance Organizer zu lang wird und seinen Zweck verfehlt.
Auf Fachwörter, Fremdwörter und Abkürzungen, die der Erklärung bedürfen, sollte in einem Advance Organizer verzichtet werden, da sie dem Sinn einer Lese- und Lernhilfe widersprechen.
Arten von Advance Organizern
Man kann zwischen zwei Arten von Advance Organizern unterscheiden, den
- Expositions-Organizer und den
- Komparativen Organizer.
Ein Expositions-Organizer enthält eine Einführung zu Inhalten, die dem Lernenden noch weitgehend unbekannt sind. Diese Organizer-Art noch nicht auf möglicherweise ähnliche Wissensstrukturen aufbauen um kann deshalb noch nicht auf bereits bestehendes Wissen aufbauen.
Ein Komparativer Organizer enthält eine Einführung zu Inhalten, zu denen der Lernende bereits Vorwissen zu Arbeitsinhalten und gegebenenfalls auch Arbeitsabläufen mitbringt. Organizer dieser Art können deshalb Vergleiche verwenden, um den Lernenden in den Inhalt des nachfolgenden Kapitels einzuführen. Der Bezug auf das vorhandene Vorwissen des Lernenden kann möglicherweise auch zur Motivationssteigerung dienen. Speziell in Lernhilfen wie Tutorials können Verweise auf bereits gelöste Schwierigkeiten und erlernte Wege dazu motivieren, das Wissen weiter zu vertiefen.
Gestaltung und Formulierung
Ein Advance Organizer ist zum einen an seiner Position innerhalb eines Kapitels oder größeren Textabschnittes und seinen Inhalten zu erkennen. Darüber hinaus rät Dietrich Juhl [3] dazu, den Advance Organizer grafisch deutlich zu gestalten, etwa eingeramt in einen Kasten oder farbig unterlegt, damit sich der Lernende an die praktische Funktion gewöhnt. Ob ein grafische Hervorhebung gewählt wird, wird jedoch auch vom verwendeten Gesamtlayout abhängen.
Mithilfe unterschiedlicher Formulierungen können unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Dabei kann der Leser nüchtern sachlich oder eher locker oder frech angesprochen werden. Auch Fragen, die anschließend beantwortet werden, können verwendet werden, um so Spannung aufzubauen.
Theoretische Grundlagen
Anhand von empirisch-psychologischen Untersuchungen erforschte David Ausubel [1] die Wirkung von Advance Organizern in Lehrtexten im Rahmen seiner Untersuchungen zur Lernpsychologie. Aussubels Untersuchungen führten zu dem Schluss, dass das Lesen und Verstehen von Lerninhalten immer in Kontexten geschieht. Neues Wissen sollte für ein effizientes Lernen immer an vorhandene Wissenstrukturen anknüpfbar sein.
Um ein gutes Lernergebnis zu erhalten, soll dem Lernenden deshalb vorab ein Überblick über die Inhalte und Ziele des Lernens und die damit verbundenen Lerninhalte gegeben werden. Dem Lernenden wird damit vorab der Gesamtkontext und das übergeordnete Ziel dargestellt. Die Lernenden können dann bereits erworbenens Wissen in einen größeren Rahmen einordnen und Wissensstrukturen aufgebauen oder erweitern, mit deren Hilfe wiederum weitere Inhalte besser aufgenommen und eingeordnet werden können.
Die Erkenntnisse von Ausubel flossen unter anderem in Arbeiten zum Thema Selbstorganisierte Lernprozesse ein. In diesem Zusammenhang werden Advance Organizer auch als grafische Übersicht oder als sogenannte Lernlandkarte verwendet. Diese Übersichten können mitunter recht komplex werden, was dem Sinn einer kurzen Zusammenfassung oder Erläuterung entgegensteht und eher einer - allerdings durchstrukturierten - Mindmap gleichkommt, denn einem Advance Organizer (siehe hierzu das Beispiel der Beratungsstelle für Informationstechnische Bildung und Computereinsatz in Schulen).
Links
Ein Advance Organizer zum Thema Datenbanksysteme: http://schule.de/bics/inf2/didaktik/sol/beispiele_alex/advance_org.html (zuletzt aufgerufen am 22.02.2009)
Ein Advance Organizer als Lernlandkarte im Geschichtsunterricht: http://www.geschichte-und-neue-medien.de/?p=172 (zuletzt aufgerufen am 22.02.2009)
Informationen zum Selbstorganisierten Lernen und zur Handlungsorientierung (Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen): http://lehrerfortbildung-bw.de/unterricht/sol/01_sol/ (zuletzt aufgerufen am 22.02.2009)
Literatur
[1] Ausubel, David P.: The use of advance organizers in the learning andretention of meaningful verbal material. In: Journal of Educational Psychology 51/1960, S. 267-272.
[2] Baumert, Andreas (2008): Professionell texten - Grundlagen, Tipps und Techniken. 2., vollständig überarbeitetet Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München.
[3] Juhl, Dietrich (2005): Technische Dokumentation - Praktische Anleitungen und Beispiele. 2., neu bearbeitete Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg.
(Verfasser: Frank Hentschel, 22.02.2009)