Terminologie
"Unter Terminologie versteht man den Fachwortbestand eines Fachgebietes..."[5] bzw. einer Fachsprache. Terminologie umfasst damit die Gesamtheit der Begriffe und Benennungen eines Fachgebiets.
Terminologien werden heute in der Regel in terminologischen Datenbanken verwaltet, die zu einem Terminologieverwaltungssystem gehören. Diese können als isolierte Anwendung existieren, in denen Fachbegriffe eingeflegt und nachgeschlagen werden können, oder als mit einem Autorenwerkzeug verknüpfte Anwendungen, die während der Texterstellung z. B. auf nicht zu verwendende Termini hinweisen. Diese können ebenfalls in Terminologiedatenbanken, als Eintrag in eine Art "Schwarze Liste", aufgenommen werden.
Grundlagen
Im Rahmen der Terminologiearbeit wird zwischen "Gegenstand", "Begriff" und "Benennung" unterschieden. Um den Prinzipien der Terminologieverwaltung nachvollziehen zu können, müssen diese Unterschiede bekannt sein.
Als Gegenstand bezeichnet man einen Ausschnitt aus der wahrnehmbaren oder vorstellbaren Welt. Ein Gegenstand kann konkret sein, wie z. B. ein Stein, aber auch abstrakt, wie z. B. ein Sachverhalt oder ein Gefühl. Gegenstände können damit materiell oder immateriell sein.
Ein Begriff wird nach SCHMITZ [5] als Denkeinheit aufgefasst, die aus einer Menge von Gegenständen unter Ermittlung der diesen Gegenständen gemeinsamen Eigenschaften mittels Abstraktion gebildet wird. Vereinfacht ausgedrückt: Für einen Gegenstand wreden die Eigenschaften ermittelt, die genau diesen Gegenstand definieren und ihn (nahezu) unverwechselbar machen. Die Abstraktion besteht darin, dass im Kopf ein Art Muster, eine Schablone oder ein "erdachtes Bild" erstellt wird. Diesen Vorgang kann man als Begriffsbildung auffassen. Ob ein Begriff auf einen Gegenstand zutrifft, kann daran gemessen werden, wie gut das erdachte Bild (oder die Schablone) auf den Gegenstand passt., wie gut der Begriff als oauf den Gegenstand angewendet werden kann. Da man sich in der Kommunikationssituation über Gegenstände austauschen möchte, werden die Bilder mit einem oder mehreren Wörtern "benannt", um nicht immer wieder eine ausführliche Definition angeben zu müssen. Da die Anzahl an Gegenständen in der Welt unüberschaubar ist, werden die einzelnen Gegenstände zu gedachten "allgemeinen Gegenständen" zusammenfasst, die mit einem Begriff bezeichnet werden.
Eine Benennung ist eine mindestens ein Wort umfassende Bezeichnung eines Begriffes. Sie ist damit die sprachliche Repräsentations eines Begriffes, bestehend aus einem oder mehreren Wörtern.
Die Beziehung zwischen Gegenstand, Begriff und Benennung wird häufig durch ein Dreiecksmodell dargestellt, wie es z.B. von Ogdens und Richards für die Erläuterung dieser Beziehung herangezogen wurde [5].
Begriff
(Gedankliches Bild)
/\
/ \
/ \
/ \
/ \
Zeichen Ding
(Wort) (Gegenstand)
Terminologiearbeit
Terminologiearbeit beinhaltet eine Reihe von Arbeitsschritten, die in ihrer Summe dazu dienen, Termini eindeutig voneinander abzugrenzen, Termini klar und eindeutig zu verwenden und Termini für die weitere Verwendung zu erfassen, zu speichern und weiterzuverwenden.
Dazu gehören
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die Extraktion von Begriffen aus Texten,
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Suche nach Äquivalenten,
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Suche nach Kontextbeispielen u. Definitionen,
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Auswahl des geeigneten Fachworts,
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Erfassung und Speicherung des Rechercheergebnisses und die
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Einarbeitung von Terminologie in Texte.
Terminologieextraktion
Im Rahmen der Terminologiearbeit werden Begriffe aus Texten extrahiert. Dabei wird zwischen der manuellen Extraktion und der softwaregestützten Extraktion unterschieden. Bei der softwaregestützten Extraktion hilft speziell für diesen Zweck entwickelte Software, um Texte nach Termini zu durchsuchen und die gefundenen Termini automatisch zu extrahieren (Beispiele sind hier TermiDOG oder Multiterm). Die Ergebnisse fordern jedoch so gut wie eine manuelle Nachbearbeitung. Mögliche Quellen für Terminologieextraktion sind
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Bedienungs-/ Betriebsanleitungen,
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Schulungsmaterial,
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Online-/Print-Kataloge,
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Online-Produktdatenbanken,
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Datenblätter, Teilelisten,
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Webseiten (bis hin zu Vergleichen von Recherche-Ergebnissen über Suchmaschinen und Suchen in Online- Diskussionsgruppen) und
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Translation Memories.
Terminologieverwaltung
Damit die Definition eines Fachbegriffes auch von anderen Mitarbeitern verwendet werden kann, wird sie in der Regel "elektronisch nachschlagbar" festgehalten, z. B. als Eintrag in einer Datei oder in einer Datenbank die Bestandteil eines Terminologieverwaltungssystems ist. Ein Eintrag beinhaltet eine Reihe von vorher festgelegten Datenkategorien, über die er eindeutig definiert wird. Die Datenkategorien können in drei Gruppen unterteilt werden:
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Verwaltungskategorien
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Begriffskategorien
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Benennungskategorien
Verwaltungskategorien enthalten Informationen, die eine Erarbeitung eines Begriffes nachvollziehbar machen, z. B. die Angabe des Erstellers zu einem Eintrag. Begriffskategorien enthalten alle fachlichen Daten,z. B. einen Verweis auf einen verwandten Begriff oder die Angabe des Sachgebiets, aus dem der Begriff stammt.
Benennungskategorien enthalten Benennungsmöglichkeiten, z. B. für Einzelsprachen oder für Abteilungen, aber auch für bestimmte Textsorten. Sie zeigen auch Varianten und Kurzformen für einen Begriff auf.
Verwaltungskategorien und Begriffskategorieren werden manchmal auch zu einer Kategorie zusammengefasst.
Terminologieverwaltungssysteme
Terminologieverwaltungssysteme (kurz: TVS) unterstützen die Mitarbeiter von Technischen Redaktionen, Übersetzungsbüros und Terminologen bei der Verwaltung von terminologischen Datenbeständen. Unter den TVS gibt es jedoch verschiedene Varianten, sodass vor einem Einsatz eines solches Systems eine genaue Bedarfsanalyse erfolgen sollte.
Einfachere TVS geben eine Eintragsstruktur mit festen Datenkategorien vor. Diese stehen entweder grundsätzlich fest oder werden bei der Erstkonfiguration eingerichtet. Dementsprechend sind sie nicht an sich ändernde Anforderungen anpassbar und die Anforderungen müssen mit den angebotenen Strukturen erfüllt werden können. Demgegenüber stehen TVS mit frei definierbarer Eintragsstruktur, die auch zu einem späteren Zeitpunkt noch flexibel angepasst werden kann.
Bei der Auswahl eines TVS muss berücksichtigt werden, ob Schnittstellen zu anderen Systemen wie Textverarbeitungs-, DTP- und Translation-Memory-Systemen (seltener: Übersetzungssysteme) benötigt werden, sowie auch Funktionen zum Datenimport/-export (mit definierten Austauschformaten).
Auch für das Wissensmanagement typische Funktionen wie Suchmöglichkeiten, Filtereinstellungen und Verweismöglichkeiten sowie eine Benutzer- und Rechteverwaltung werden von einigen TVS angeboten. Diese Funktionen werden wichtiger, je mehr Personen mit dem System arbeiten und je umfangreicher die Terminologiedatenbank des Systems wird.
Einige Beispiele für Terminologieverwaltungssysteme:
Prinzipien der Terminologieverwaltung
Bei der Terminologieverwaltung sollten eine Reihe von Prinzipien berücksichtigt werden, nach denen die Kategorien gebildet und die Einträge vorgenommen werden. Das sind im einzelnen die
Das Prinzip der Elementarität besagt, dass eine Datenkategorie nur mit genau einem, der Definition der Datenkategorie entsprechenden, Datenelement gefüllt werden darf. So müssen beispielsweise ein Kontextbeispiel zu einem Begriff und die Quelle des Beispiels in getrennten Datenkategorien gespeichert
werden.
Die Forderung der Granularität beinhaltet, dass die verwendeten Datenkategorien so eng wie möglich definiert werden sollten. Es sollte also keine Datenkategorie "Grammatik" eingefügt werden, sondern die Kategorien "Kasus", "Numerus" und "Genus".
Die Begriffsorientierung ist ein wesentliches Prinzip, damit weitere Benennungen eines Begriffes zu einem bestehenden Begriff nicht als neue Benennungen abgelegt werden. Dadurch können z. B. die
unterschiedlichen Begriffe Maus (biologisch) und Maus (Computer-Hardware) als zwei terminologische Einträge angelegt werden, während Scroll-Maus und Trackball-Maus als verschiedene Benennungen des Begriffes Maus (Computer-Hardware) angelegt werden können. Folgt man dem Prinzip der Benennungsautonomie, dann werden Varianten für einen Begriff als eigenständige Teileinheiten eines Eintrags aufgenommen und als Benennungstyp "Variante" definiert.
Literatur und Quellen (Links)
[1] Innsbrucker Terminologiedatenbank. Siehe: http://webapp.uibk.ac.at/terminologie/trm_start.html (zuletzt aufgerufen am 22.02.2009)
[2] MASSION, DR. Fancois (2007): Terminologiearbeit in der Praxis. Power-Präsentation. Siehe: http://www.dog-gmbh.com/fileadmin/download/info/Terminologie_management%20-%20PrC3¤sentation%20beim%20BDÃ%20in%20Köln.pdf (zuletzt aufgerufen am 08.12.2008)
[3] NORM DIN 2330:1993-12: Begriffe und Benennungen. Allgemeine Grundsätze. Beuth Verlag Berlin, Wien, Zürich.
[4] NORM DIN 2341 Teil 1: Begriffe der Terminologielehre. Grundbegriffe. Beuth Verlag Berlin, Wien, Zürich.
[5] SCHMITZ, Klaus-Dirk (2004): Teminologiearbeit und Terminographie. In: Knapp, Karlfried et al. (Hrsg.): Angewandte Linguistik - Ein Lehrbuch. Francke Tübingen, Basel. S. 435 - 456.
[6] SCHMITZ, Klaus- Dirk und KAUKONEN, Sonja (2006): E-Learning Terminologie - Interaktiver E-Learning-Kurs zur Terminologielehre und Terminologiearbeit (Testversion). Siehe: http://www.iim-fh-koeln.de/dtp/eLearing/00_inhalt.html (zuletzt aufgerufen am 08.12.2008)
[7] TermiDOG. Siehe: http://www.dog-gmbh.com/index.php?id=43 (zuletzt aufgerufen am 21.02.2009)
[8] WebTerm 6. Siehe: http://star-webterm.com/ (zuletzt aufgerufen am 04.01.2009)