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Piktogramm


Ein Piktogramm ist ein Bildzeichen mit Aufforderungscharakter.

Herkunft des Wortes „Piktogramm“: 1) lateinisch: „pictum“ = das Bild; 2) altgriechisch: „gramme“ = Linie

Kommunikative Funktion eines Piktogramms: „Das Piktogramm soll sprachfrei und möglichst auch kulturfrei eine einfache Botschaft übermitteln, die eine Handlung auslöst oder unterdrückt. Das Piktogramm entspricht sprachlich einem Hinweis oder Befehl.“ (Ballstaedt, 2003, S. 18)

Kognitive Anforderungen von Piktogrammen: Wenn Piktogramme gut gestaltet sind, können sie zwar schnell und leicht von den Betrachtern verstanden werden. Nichts desto trotz stellen auch Piktogramme Anforderungen an die Hirntätigkeit und die Denkleistung des Betrachters. Diese kognitiven Anforderungen beschreibt Ballstaedt so: „Das Piktogramm soll auf einen Blick ein Konzept aktivieren oder eine Handlung auslösen. Dies gelingt nur, wenn es sofort erkannt wird und über seine Bedeutung nicht nachgedacht werden muss. Da es klein ist und in die Fovea centralis der Netzhaut fällt, ist keine Durchmusterung mit den Augen notwendig.“ (Ballstaedt, 2003, S. 18)

Arten von Piktogrammen: Ballstaedt unterscheidet zwei Arten von Piktogrammen (vgl. Ballstaedt, 2003, S. 18):
  • Abbildende Piktogramme (auch „ikonische Piktogramme“ genannt). „Ikonische Piktogramme sind schematisierte Abbildungen von Ggenständen oder Sitauationen, deren Bedeutung allegemein verständlich, aber mehrdeutig ist. Der zu ihrem Verständnis benötigte Lernaufwand ist gering.“ (Alexander, 2007, S. 210)
    Beispiele für abbildende Piktogramme: Verkehrszeichen Fußgängerüberweg, AIGA-Piktogramme für Verkehr und Transport
  • Symbolische Piktogramme (in diesem Wiki „Technische Dokumentation“ „Symbole“ genannt). „Symbolische Piktogramme sind willkürliche Symbolzeichen, deren Bedeutung durch Konventionen festgelegt ist. Symbolische Piktogramme müssen erlernt werden.“ (Alexander, 2007, S. 210)
    Beispiele für Symbole: Warnzeichen „biologisch gefährliches Material“, Warnzeichen „radioaktive Strahlung“, Symbol „Recycling“ 

Piktogrammsysteme

Wenn ganze Reihen von Piktogrammen aufeinander abgestimmt sind und für einen bestimmten Bereich als visuelle Sprache gedacht sind, dann kann man von einem Piktogrammsystem sprechen.

Beispiele für Piktogrammsysteme:
  • Otto Neurath: Visualisierungssystem Isotype (englisch International System of Typographic Picture Education), 1936. Otto Neurath: „Oft ist es sehr schwer in Worten zu sagen, was dem Auge direkt klar ist. Wir brauchen nicht in Worten zu sagen, was wir mit Hilfe von Bildern klarmachen können.“ – „Worte trennen, Bilder verbinden.“
  • Otl Aicher: Piktogramme für die Olympischen Spiele 1972 in München
  • Gabriella Tonfoni: Grammatisches Piktogrammsystem zur visuellen Unterstützung von Texten
  • AIGA (American Institute of Graphic Arts): 50 Piktogramme für Transport und Verkehr (zum kostenlosen Download und zur freien Nutzung
  • ActionDirection.com, New Zealand: „Oi“-Piktogrammsystem für Sicherheitsinformationen

Literatur zu Piktogrammen

  • Alexander, Kerstin (2007): Kompendium der visuellen Information und Kommunikation. Berlin, Heidelberg: Springer
  • Ballstaedt, Steffen-Peter (2003): Technische Kommunikation mit Bildern. In: Jörg Hennig & Marita Tjarks-Sobhani (Hg.), Visualisierung in Technischer Kommunikation (S. 11-31). Lübeck: Schmidt-Römhild.
  • Ballstaedt, Steffen-Peter (2005): Visualisierung: Bilder in der technischen Kommunikation. Skript zum Zertifikatslehrgang Technical Writing/Technische Dokumentation 2005/2006 (PDF)
  • Ballstaedt, Steffen-Peter (1999): Zur Verständlichkeit von technischen Bildern. In: Jörg Hennig & Marita Tjarks-Sobhani (Hg.), Verständlichkeit und Nutzungsfreundlichkeit von technischer Dokumentation (S. 89-100). Lübeck: Schmidt-Römhild.
  • Neurath, Otto (1936): International Picture Language – The first Rules of ISOTYPE. London: Kegan Paul




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